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NEUE BROTLAIBIDOLE AUS TON DEM BECKEN DER UNTEREN DONAU1

  

von Monica Şandor-Chicideanu

Fundortliste



   Die sogenannten "Brotlaibidole" wurden schon öfter in der Fachliteratur behandelt, wobei ihr Verbreitungsgebiet, ihre Funktion und ihre Chronologie untersucht wurden2. Der Liste veröffentlichter Stücke, lassen sich sechs, in der Umgebung des Sees Bistreţ geborgene Exemplaren hinzufügen, die hier kurz beschrieben werden sollen.

   1. Cârna-Rampă . Oberflächenforschungen, 1991. Das Stück setzt sich aus zwei Bruchstücken zusammen, die mehr als die Hälfte des Objektes ergeben. Rechteckige Form. An einem der Enden befinden sich vier, mit Furchenstich ausgefüllte Rinnen mit einer runden Eintiefung in der Mitte. Die Rinnen setzen sich auch auf den Seitenflächen fort. Es folgt, gegen die Mitte des Stückes, eine unverzierte Fläche und an der Bruchfläche hat sich noch die Spur einer weiteren runden Eintiefung erhalten. Es kann vorausgesetzt werden, daß das Stück symmetrisch auf beiden Flächen verziert wurde und insgesamt mit acht Rinnen versehen war. Guter Ton von kaffee-grauer Farbe. Erhaltene Länge = 0,079 m; ergänzte Gesamtlänge = ungefähr 0,13 m; Breite = 0,038 m; Stärke. = 0,019 m; ( Taf. 1/4).
   2. Cârna-Rampă. Oberflächenforschungen, 1992. Fragmentarisch erhaltenes Stück. Rechteckige Form, mit abgerundeten und verjüngten Enden. An einem der Enden befindet sich eine runde Eintiefung, einem Fingerabdruck ähnlich. Es haben sich nur zwei, mit Furchenstich ausgefüllte Rinnen erhalten, jede mit einem mittleren Punktkreis mit seitlichen Strahlen. Die Seitenflächen wurden nicht mit Rinnen versehen. Gut gebrannter Ton von grauer Farbe. Erhaltene Länge = 0,052 m; Breite = 0,027 m; maximale Stärke. = 0,012 m; (Taf. 1/3).
   3. Cârna-Rampă. Oberflächenfund, 1993. Bruchstück eines "Brotlaibidols" von rechteckiger Form mit abgerundeten Enden. Erhalten ist nur noch eine der einfachen unverzierten Rinnen, in der Mitte mit einem Punktkreis und seitliche Strahlen. Guter Ton von schwarz-grauer Farbe. Erhaltene Länge = 0,028 m; Breite = 0,025 m; maximale Stärke. = 0,011 m; ( Taf. 1/2).
   4. Cârna-Rampă. Systematische Ausgrabungen, 1995. Fragmentarisch erhaltenes Stück aus Schnitt 9 bei -0,85 Tiefe, in einer Gârla Mare Schicht. Rechteckige Form mit abgerundeten Enden. Erhalten geblieben sind nur zwei mit Furchenstich ausgefüllte Rinnen, in deren Mitte sich je eine runde von Strahlen umgebene Eintiefung befindet. An der Bruchfläche hat sich noch die Spur einer dritten Rinne erhalten. Gut gebrannter Ton von brauner Farbe. Erhaltene Länge = 0,061 m; Breite = 0,028 m; Stärke. = 0,021 m; (Taf. 1/1).
   5. Plosca-Cabana de metal. Oberflächenforschungen, 1995. Fragmentarisch erhaltenes Exemplar. Rechteckige Form mit abgerundeten Enden. Mehr als die Hälfte des Objektes ist erhalten. An dem vollständig erhaltenen Endteil befinden sich zwei, mit Furchenstich ausgefüllte Rinnen, in deren Mitte sich je ein, von Strahlen umgebener Kreis befindet. Es kann vorausgesetzt werden, daß das Stück symmetrisch verziert wurde und mit zwei Rinnen auch am gegenüberliegendem Ende versehen war, wo auch die Spur einer runden Eintiefung erhalten geblieben ist. Die Rinnen setzen sich auch auf den Seitenflächen und sogar etwas auf der Rückseite fort. Auf der Seite des vollständig erhaltenen Endteiles befindet sich eine runde, einem Fingerabdruck ähnliche Eintiefung. Gut gebrannter Ton von kaffee-grauer Farbe. Erhaltene Länge = 0,06 m; ergänzte Gesamtlänge = ungefähr 0,08 m; Breite = 0,024 m; Stärke. = 0,02 m; ( Taf. 1/5).
   6. Plosca-Cabana de metal. Oberflächenforschungen, 1996. Fragmentarisch erhaltenes Exemplar. Das Stück ist entlang der langen Mittellinie gebrochen. Erhalten sind zwei, mit Furchenstich verzierte Rinnen, die sich teilweise auch auf den Seitenfläche des Stückes fortsetzen. Gut gebrannter Ton von grauer Farbe. Erhaltene Länge = 0,068 m; erhaltene Breite = 0,014 m; ergänzte Gesamtbreite = ungefähr 0,03 m; Stärke. = 0,022 m; ( Taf. 1/6).

   Mit diesen Stücken wächst die Zahl der bislang geborgenen Exemplaren auf 195-1963. Die unlängst entdeckten Stücke verändern nicht in entscheidender Weise das bislang bekannte und durch die ältere Analysen gut umrissene Verbreitungsbild. Sie erweitern es lediglich nach Osten, entlang dem Donautal (siehe Fundliste und die Verbreitungskarte auf Taf. 2). Die Kartierung der sogenannten "Brotlaibidole" zeigt drei Zonen mit Konzentrationen.

   I. Norditalien, vornehmlich um den Garda See und in der Po-Tiefebene, ein Verbreitungsgebiet das im allgemeinen der Polada-Kultur zugewiesen wurde;
   II. Das mittlere Donaubecken (Österreich, Tschechien und die Slowakei), ein Gebiet in dem Stücke in Unterwölbling/V te ov- und Mad`arovce-Zusammenhängen geborgen wurden;
   III. Das untere Donaubecken (Serbien und Rumänien), ein Gebiet das der Besiedlungszone der Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur entspricht.

   Neben diesen Gebieten von maximaler Verbreitungsdichte, lassen sich noch zwei
   Areale festlegen: ein Gebiet an der Theiß und ihren Nebenflüssen und ein anderes in Südwestdeutschland. Im ersteren gehören die Stücke hauptsächlich der Otomani-Kultur (nur in einem Fall der Wietenberg-Kultur), im zweiten der Arbon-Kultur an. Mit lockerer Streuung sind "Idole" auch aus Deutschland oder Polen bekannt, die in Kombination mit Altsachen der Urnenfelderkultur vorkommen oder aus unklaren Zusammenhängen stammen. Bemerkenswert sind auch zwei Exemplare, eines aus Rubiera, in Kombination mit Glockenbecher-Keramik, das früher anzusetzen ist, und ein anderes aus Großhöflein (Österreich) das zusammen mit Litzenkeramik geborgen wurde. Von den bislang bekannten "Idolen" gehören die meisten der Polada-Kultur an, es folgen die Mad`arovce und die Žuto-Brdo-Gârla Mare-Kulturen und endlich, die Unterwöbling/V te ov-Gruppe. Von den 195-196 Stücken, stammen 149 aus Siedlungen, 1 Exemplar aus aus einer Höhle (Grotta Gigante) und 1 Stück aus einer Nekropole (Franzhausen), während für die anderen die Fundumstände unbekannt oder nicht gesichert sind.

   Aus dem Bereich der Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur sind 24 "Idole" bekannt. Dazu könnten noch andere zwei weitere Stücke gehören, ein Exemplar von Vršac-At, das der Szeremle-Gruppe zugewiesen wurde, ein anderes von Cârcea4, aus einer Siedlung der Verbicioara-Kultur, das wahrscheinlich als ein Import aus der klassischen Phase der Gârla-Mare-Kultur betrachtet werden kann. Die aus diesem Kultubereich stammenden Stücke sind durch ihre üblicherweise rechteckige Form mit mehr oder weniger abgerundeten Endteilen förmlich mit einander verwandt. Auf der Vorderseite der Stücke befinden sich eingetiefte einfache oder mit Furchenstich ausgefüllte Rinnen, in deren Mitte verschiedene eingetiefte Motive angelegt wurden ( Taf. 2/8). Die Mehrzahl der Stücke (9 Exemplare) wurden auf der Mittellinie mit einem Puntkreis (Verzierungsmotiv Nr. 2), sechs Stücke mit zwei konzentrischen, durch Linien verbunde, radial positionierte Kreisen (Verzierungsmotiv Nr. 4) verziert. Manche davon haben eventuell auch einen Punkt im Kreismittelpunkt. Drei "Idole" wurden mit zwei konzentrischen Kreisen (Verzierungsmotiv Nr. 3), zwei mit einem einfachen Kreis (Verzierungsmotiv Nr. 1), zwei mit kreuzartigen Motiven (Verzierungsmotiv Nr. 7) verziert. Die Verzierungsmotive Nr. 5 (zwei, beiderseits der Rinne nebeneinanderliegende Kreise), 8 (zwei von halbkreisförmig angeordneten Strahlen umgebene Punkte) und 6 (ein sehr langgestrecktes rechteckiges Verzierungsmotiv) erscheinen je nur auf einem Stück. Ein "Idol" ist entlang der Mittellinie abgebrochen, so daß seine Verzierungsart unbekannt geblieben ist. Das "Idol" von Prahovo wurde in der Mitte mit einem zusätzlichen Motiv versehen: eine schraffierte Raute mit spiraloiden Haken an zwei der gegenüberliegenden Ecken und herzförmigen Verlängerungen an den anderen beiden. Dieses Verzierungsmotiv kommt auf anderen Tonplatten nicht mehr vor, ist aber der Keramik der Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur bekannt5 und scheint eine ausschließlich dekorative Rolle gespielt zu haben. Bekannt sind nur zwei Ausnahmen von der Regel, beide von Ostrovu Mare-Bivolării6; ein Stück, das auch auf der Rückseite mit einem Kreuzchen verziert wurde und ein anderes, mit kreuzförmigen Motiven und ohne Rinnen. Die Positionierung der Rinnen ist verschiedenartig, wie von den symmetrischen und unsymmetrischen Stücken gezeigt wird. Die Zahl der Rinnen ist nicht einheitlich und kann höchstens die Zahl acht erreichen. In konstanter Weise wurde das Verzierungsmotiv, unabhängig von seiner Zusammensetzung, an dem Schnittpunkt der länglichen Mittellinie mit den Rinnen positioniert, je ein Motiv auf jeder Rinne. Die Dimension der Stücke ist unterschiedlich. Leider sind sehr wenig Stücke vollständig erhalten geblieben: ein Exemplar von Prahovo, bei dem aber die Dimensionen nicht angegeben sind7, zwei Stücke von Lepenski Vir8, von 0,069 Länge, beziehungsweise 0,079 m und ein Stück von Ostrovu Mare- Bivolării9 von 0,071 Länge, dazu noch ein Stück von Ostrovu Mare-Colonie10 mit unpräzisierten Dimensionen und ein Stück von Cârcea-Viaduct von ungefähr 0,10 m11 Länge. Zwei, wenn auch fragmentarisch erhaltene, Stücke, scheinen die längsten zu sein, eines von Ostrovu Mare-Bivolării12, mit einer erhaltenen Länge von 0,09 m und ein anderes von Cârna-Rampă ( Taf. 1/4), das wahrscheinlich ungefähr 0,13 m groß war. Die Breite der Stücke schwankt zwischen 0,022-0,038 m, und die Stärke zwischen 0,011-0,03 m.

   Die "Idole" aus dem Bereich der Gârla-Mare-Kultur sind sowohl was ihre Form, ihre Dimensionen und ihre Verzierung anbelangt, mit den Idolen aus der Slowakei, manchmal bis zur völligen Gleichheit verbunden. Nur das Motiv Nr. 8 und das des Plättchens aus Prahovo können im motivistischen Repertoire der Slowakei belegt werden. Die Ähnlichkeit mit den Stücken aus Italien ist sehr beschränkt. Diese sind breiter, für gewöhnlich von ovaler, manchmal sogar runder Form. Nur vier der Verzierungsmotive aus dem Gebiet der Unteren Donau (Nr. 2, 4, 6, 7) finden sich auch in Italien wieder, doch ist ihre Position auf den Plättchen ganz verschieden: das Motiv wiederholt sich mehrmals auf derselben Rinne. Öfter können in Italien auf demselben Stück 2-3 verschieden Motive beobachtet werden. Es ist nicht auszuschließen, daß diese beachtbaren Unterschiede auch eine unterschiedliche Funktion ausdrücken könnten. Das Verzierungsmotiv Nr. 1 kann auf den Stücken von Rovinj13, Biskupin14, Veselé15 und auf einem bei Trnava geborgenem Stück16 belegt werden. Das Verzierungsmotiv Nr. 2 kommt auf den "Idolen" von Hoste17, Nitriansky Hrádok18 und Bande di Cavriana19 vor. Das Verzierungsmotiv Nr. 3 erscheint nur in der Slowakei, bei ata20, Nitriansky Hrádok21 und Slovenská Nová Ves22. Das Verzierungsmotiv Nr. 4 kommt in Nitriansky Hrádok23, Vráble24, Hoste25, Mad'arovce26, Veselé27, Waidendorf, Steinfurth28, Absdorf29, Sütt 30 und Kisterenye31 vor. Unlängst wurde festgestellt, daß dieses Motiv den Abdruck der Pflanze Lavatera Thuringiaca oder anderer Pflanzen aus der Familie Malvaceae32 darstellt. Das Verzierungsmotiv Nr. 5 erscheint auf Stücken von Boheimkirchen, Bodman33 und Freising34. Für das Verzierungsmotiv Nr. 6 liegen Belege von Nitriansky Hrádokhref35, Skalica36 und Prestinari37 vor, für Nr. 7 sind jene von Nitriansky Hrádok38, Lucone und Bor di Pacenego39 zu nennen.

   Die Funktion dieser Stücke ist bislang nicht geklärt worden, so daß die von L. Fasani vorgeschlagene Benennung als "geheimnisvolle Objekte" 40 auch weiterhin die Vorsichtigste bleibt. Trotzdem wurden zu ihrer Verwendung einige Hypothesen vorgeschlagen. D. Berciu spricht von Pintadere und glaubt, daß sie bei der Verzierung der Keramik benützt wurden41. G. Bándi ist der Meinung, daß ihr Verbreitungsgebiet mit dem postulierten Bernsteinweg zusammenhängt und die Stücke selbst, als Stempel des Bernsteines in dessen Handel benützt wurden, eine Art Standard der Qualität und der Quantität42. Cornaggia-Castiglioni betrachtet sie als Talismane und verbindet ihre Zeichen mit kosmogonischen Symbolen babylonischen Ursprungs43. In einem unlängst erschienenen Aufsatz, schlagen J. Fogel und J. Langer eine, auf mathematischer Analyse beruhende, eigenartige Deutung vor. Sie sind der Ansicht, daß die Tonplättchen eine numerische Interpretation gestatten und gelangen zur Vermutung, daß die Benützer dieser Stücke ein Zahlensystem auf der Basis 12 verwendet haben, wobei die Zahl 12 nicht als zufällig zu betrachten sei, vor allem dann nicht, wenn man in Betracht zieht, daß diese Zahl von einigen Zivilisationen, z. B. der babylonischen, eine magische Numer bedeutete und die Ordnung des Kosmos und der Perfektion versinnbildlichte. Ohne die Frage der Funktion der Stücke zu klären, neigen die beiden Autoren zur Deutung der Stücke als Talismane44. R. Rašajski, der die Benennung "Brotlaibidol" eingeführt hat, entscheidet sich nur scheinbar für eine rituelle Nutzung, denn die Benennung bezieht sich eigentlich streng auf die Morphologie der Stücke. Er schließt die Möglichkeit nicht aus, suggeriert sogar, daß identische Stücke, aus unterschiedlichen Kulturkreisen, eigentlich unterschiedliche Funktionen getragen haben. Er stützt seine Aufnahme auf die Beobachtung, daß die Stücke aus Italien und aus der Slowakei in Siedlungszusammenhängen gefunden wurden, während jene aus Jugoslawien, und Rumänien aus Gräberfeldern stammen45. G. Trnka entscheidet sich für eine rituelle Verwendung und scheidet dabei zwei durchlöcherte Stücke von Steinfurth und Windpassing, die als Anhänger betrachtet werden, aus. Er weist weiter darauf hin, daß die vermuteten Grabzusammenhänge für die Stücke von Banatska Palanka, Vršac-At und Prahovo nicht sicher sind46. Die vorausgesetzte unterschiedliche Funktion der Stücke aus dem Gebiet der Unteren Donau, die aus Grabzusammenhängen stammen sollen, kann nicht einwandfrei belegt werden. Die unlängst in Cârna-Rampă, Ghidici und Ostrovu Mare-Colonie geborgenen Stücke weisen darauf hin, daß die "Idole" nicht unbedingt als Bestandteile von Grabbeigaben betrachtet werden müssen. Eigentlich gibt es für keines der Stücke von Gârla Mare sichere Hinweise für eine Grabzugehörigkeit. Nicht einmal für die Tonplättchen aus Ostrovu Mare-Bivolării ist der Grabzusammenhang vollkommen gesichert, solange die Stücke unveröffentlicht bleiben. Für den angenommenen rituellen Charakter dieser Stücke liegen bislang keine klaren Hinweise für eine Provenienz aus klaren kultischen Verbänden vor. Auch wenn die Tontäfelchen aus Bivolării aus Gräber stammen würden, kann ihre Verbindung mit rituellen Praktiken nicht überzeugend argumentiert werden. Das Stück aus Franzhausen, Grab 205, lag an der linken Hüfte des Verstorbenen, wahrscheinlich in einem Beutel, neben einem banalen Stichel, ein Umstand der eher eine profane Benützung des Objektes befürwortet. Die zwei, von G. Trnka erwähnten und als Anhänger gedeuteten Stücke von Steinfurth und Windpassing, können auch als durchlöcherte und am Gürtel hängende Utensilien betrachtet werden. Auch die von G. Bándi angenommene Verbindung mit dem Bernsteinhandel ist nicht wahrscheinlich. Die meisten europäischen Bernsteinfunde konzentrieren sich in den oberen Becken des Rheins und der Donau, also dort wo die "Idole" sehr selten belegt sind. Letztere fehlen dagegen an den Läufen von Oder Elbe, entlang der vermutlichen Abzweigungen des Bernsteinweges. Aus dem Bereich der Gârla Mare-Kultur ist nur ein einziges Stück aus Bernstein bekannt47. Darüber hinaus, wurden nirgends Bernsteinstücke mit idol-ähnlichen Einstempelungen gefunden. Die unmittelbare Benützung als Stempel für die Verzierung der Keramik, muß aus zwei Gründen ausgeschlossen werden: ihre Verwendung zur Stempelung von Motiven auf der rohen Gefäßwand hätte zu hervorgehobenen und nicht zu eingetieften Motiven geführt und wegen ihrer Größe und Starrheit hätten sie die Gefäßwand nicht umhüllen können. Dabei kann allerdings ihre Rolle bei der Verzierung von bestimmten Keramiktypen, wie z. B. die von Ghidici48, Cârna-Rampă ( Taf. 1/7) oder Ostrovu Mare-Colonie49 nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Einen Hinweis dafür bietet, mit wenigen Ausnahmen, das gemeinsamen Vorkommen von Motiven auf Tontäfelchen und auf der Keramik der Gârla Mare-Kultur. Doch auch diese Hypothese ist wenig wahrscheinlich. Es ist nämlich schwierig die Anwesenheit der horizontalen, mit Furchenstich verzierten horizontalen Rillen, die anscheinend überhaupt keinen Nutzen hatten, zu erklären. Überdies gibt es, sowohl in der Slowakei als auch im Gebiet der Unteren Donau identische Stücke, doch fehlt in der Slowakei Keramik, die, mit solchen Motiven verziert wäre. Die Hypothese nach der manche der Motive der Idole, Abdrücke von Früchten darstellen würden, trägt auch nicht zur Lösung der Frage bei. So bleibt leider auch weiterhin, die Funktion dieser Stücke unbekannt.

   Zur Frage der Chronologie der Tonplättchen lassen sich ebenfalls mehrere Ansichten verzeichnen. G. Trnka hat die in spät Unterwölbling- und Polada-Medien geborgenen Stücken in Bz. A 2, und die aus dem Mad`arovce/V te ov Verbreitungsgebiet geborgenen Stücken in die Zeitspanne Bz. A 2-B 1 gestellt. Die Stücke aus dem Bereich der Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur wurden als später betrachtet50. G. Bándi hat die Funde aus Italien und aus der Slowakei in das 15.-13. Jahrhundert v. Chr. eingeordnet51

   . Die späte Datierung der "Idole" erklärt sich durch den Umstand, daß ursprünglich Autoren wie Vladár, Bándi oder Bader südliche Inspirationsquellen vertreten haben52. Herangezogen wurden dabei Ähnlichkeiten mit Tontäfelchen aus Kreta, die in der Stufe MM Ib-II datiert wurden oder von Antiochia und Tell Halaf. Die von Bándi herangezogenen Gegenstücke aus Kreta sind mehr als fragwürdig (die Täfelchen haben eine meist rechteckige oder ovale Form und wurden mit einfachen oder mit konzentrischen, senkrecht positionierten, zwei parallele Reihen bildende, Kreisen verziert und die Rinnen fehlen) was entschieden gegen eine südliche, in Kreta liegende Anregung für die europäischen Stücke spricht, die auf dem Meeresweg nach Italien gelangt sein sollen. Wenn es so gewesen sein sollte, hätte man erwartet, daß wenigstens die italienischen Stücken den kretischen Vorbildern verwandt wären, doch ist das nicht der Fall. Die Stücke von Tell Halaf oder aus Antiochia lassen sich sehr spät datieren (1600-1200) und sie als Vorbilder zu betrachten, führt zu späten Datierungen der europäischen Stücken. Die Datierung der "Idole" wurde unlängst auch durch 14C und dendrochronologische Daten aus Fundzusammenhängen mit solchen Stücken versucht. So gelangte J. Körner zu dem Schluß, daß, abgesehen von dem Fall Rubiera, die frühesten Stücke in die Stufe B der Polada-Kultur einzugliedern sind, die der Etappe Bz. A 2 nach Reinecke angehört, was einer absoluten Datierung um 2050-2850 v. Chr. entspricht. Manche italienische, in Schichten der mittleren Bronzezeit geborgene Stüccke, sind sicherlich später anzusetzen. Die "Idole" aus Südwestdeutschland (Arbon-Kultur) wurden zwischen 1850-1600 v. Chr., aus der Gruppe Unterwölbling zwischen 2000-1750 v. Chr., aus dem V te ov Umfeld zwischen 1700-1500 v. Chr., und die aus dem Mad`arovce-Areal zwischen 1850-1400 v. Chr. datiert. Folglich sind die ältesten Idole in Norditalien anzutreffen, ein Gebiet von sie sich vermutlich über die Alpen nach Norden Nordosten verbreitet haben53.

   Die Stücke aus dem Bereich der Gârla Mare Kultur gehören einer entwickelten Phase der Kultur an, ein Umstand der durch die, in den Wohnungen I und II von Ghidiciu geborgenen Exemplare belegt wird. Die Siedlungsobjekte wurden von M. Nica, nach seiner internen Gliederung, der III. Stufe der Gârla Mare-Kultur (wir bevorzugen es sie als klassische Phase zu bezeichnen) zugewiesen. Dieser Phase gehört auch die Wohnung mit einem solchen brotlaibförmigen Idol von Ostrovu Mare-Colonie an. Die "Idole" aus der Siedlung von Cârna-Rampă gehören, wahrscheinlich, ebenfalls der klassischen Phase an. Ausgehend von der Gleichheit der Form und der Verzierung der "Idole" von der Unteren Donau und aus der Slowakei, können kaum bedeutenden chronologische Unterschiede für die Stücke aus dem Mad`arovce-Umfeld vorliegen. Wie schon oben gezeigt wurde ist, stammen die Stücke aus dem Bereich der Žuto Brdo-Gârla Mare-Kultur aus Fundzusammenhängen der klassischen Phase (Stufe II) der Kultur. Es gibt Hinweise einer teilweisen Zeitgleichheit mit der postklassischen Phase der Mad`arovce-Kultur; eine Einordnung zwischen 1600-1400 v. Chr. scheint folglich sehr wahrscheinlich zu sein.

 
Note

1 Für die Übersetzung aus dem Rumänischen danke ich N. Boroffka und R. Harhoiu.
2 L. Fasani, MemMusCivNat Verona 18, 1970, S. 91-112; J. Vládar, SlovArch 21, 1973, S. 253-357; G. Bándi, PreistAlp 10, 1974, S. 237-252; G. Trnka, ArchAust 66, 1982, S. 61-80; idem, în A. Lippert, K. Spindler (Hrsg.), Festschrift zum 50Jährigen Bestehen des Institutes für Ur-und Frühgeschichte der Leopold-Franzenes-Universität Innsbruck (weiter: Festschrift), UPA 8, 1992, S. 615-622; R. Rašajski, RadVM 31, 1988-1989, S. 13-20; N. Tasi , Starinar N.S. 48, 1997, S. 41-52; J. Köninger, in Barbara Fritsch, Margot Maute, I. Matuschik, J. Müller, C. Wolf (Hrsg.), Tradition und Innovation. Prähistorische Archäologie als historische Wissenschaft. Festschrift für Christian Strahm, IA Studia honoraria 3, Rahden/Westf., 1998, S. 429-468; J. Bartík, R. Ba a, ZborníkMuzBratislava 43, 1999, 9, S. 13-28; J. Fogel, J. J. Langer, FolPraePosnan 9, 1999, S. 79-133.
3 Die Ungenauigkeit ist von der unsicheren Zahl der Stücke von Nitríanski Hrádok herzuleiten: 42 oder 43 (?). Wir beziehen uns nicht auf die vier Stücke von Füzesabony-Öregdomb, von denen uns nur eines bekannt ist; T. Kovács, SlovArch 36, 1988, S. 129, Abb. 6.
4 M. Nica, Drobeta 7, 1996, Abb. 8/12.
5 Ein sehr ähnliches Motiv erscheint auf einem Gefäßuntersatz von Kličevac; M. Vasič, Revue Archéologique 40, 1902, Abb. 11.
6 D. Berciu, Materiale 1, 1953, Abb. 33/2, 8.
7 Das heute verschollene Stück gehörte der Pongracz-Sammlung an, die dem Muzeul Banatului Timişoara geschenkt wurde. Im Katalog der Sammlung, Taf. 30/ 3a und b, sind die Zeichnungen der Vorder- und der Hinterfläche, doch ohne weiteren Dimensionenangaben oder Maßstab, erhalten geblieben.
8 G. Trnka, in A Lippert, K. Spindler (Hrsg.), Festschrift, Abb. 1/1-2.
9 D. Berciu, Materiale 1, 1953, Taf. 33/2.
10 G. Crăciunescu, Drobeta 4, 1980 , Abb. 14/4.
11 M. Nica, Drobeta 7, 1996, Abb. 8/12.
12 D. Berciu, Materiale 1, 1953, Taf. 33/7.
13 Biba Teržan, Kristina Mihovili, B. Hänsel, in H. Küster, A. Lang, S. Schauer (Hrsg.), Archäologische Forschungen in Urgeschichtlichen Siedlungslandschaften. Festschrift für Georg Kossak zum 75. Geburtstag, Regensburg, 1998, S. 182, Abb. 19/1.
14 J. Fogel, ArchPolski 22, 1977, 1, S. 97, Taf. 1/4.
15 J. Bartík, R. Ba a, a.a.O.t. [Anm. 2], S. 23, Abb. 2/7.
16 G. Bándi, PreistAlp 10, 1974, S. 23, Abb. 2/4.
17 J. Bátora, ArchRozhledy 35, 1983, Abb. 4/1.
18 J. Vladár, SlovArch 21, 1973, 2, Abb. 77/4.
19 A.a.O., Abb. 78/2.
20 G. Trnka, ArchAustr 66, 1982, Abb. 9.
21 J. Vladár, SlovArch 21, 1973, 2, Abb. 77/1, 3, 6.
22 J. Bartík, R. Ba a, a.a.O. [Anm. 2], S. 24, Abb. 3/4.
23 Ibidem, Abb. 3/1, 3.
24 G. Trnka, ArchAustr 66, 1982, Abb. 9.
25 J. Bátora, a.a.O. [Anm. 17], Abb. 4/1.
26 G. Bándi, a.a.O. [Anm. 2], Abb. 2.
27 J. Bartík, R. Ba a, a.a.O. [Anm. 2], Abb. 2/1, 3.
28 G. Trnka, in A. Lippert, K. Spindler (Hrsg.), Festschrift, S. 615.
29 J. Köninger, a.a.O. [Anm. 2], Abb. 6/2.
30 T. Kovács, SlovArch 36, 1981, S. 119, Abb. 2/10.
31 G. Bándi, a.a.O. [Anm. 2], S. 237, Abb. 3/4.
32 Eva Hajnalová, ZborníkMuzBratislava 43, 1999, 9, S. 27-28.
33 J. Köninger, a.a.O. [Anm. 2], Abb. 1/5; 6/8.
34 G. Trnka, ArchAustr 66, 1982, Abb. 5.
35 J. Vladár, SlovArch 21, 1973, 2, Abb. 77/2, 5.
36 J. Bartík, R. Ba a, a.a.O. [Anm. 2], S. 24, Abb. 3/6.
37 M. Baioni, Laura Seragnoli, in Daniela Cocchi Genick (ed.), L'antica et del bronzo in Italia. Atti del Conresso di Viareggio, 9-12 Gennaio 1995, Firenze 1996, Abb. 2/7.
38 J. Bartík, R. Ba a, a.a.O. [Anm.2], S. 23, Abb. 3/2.
39 J. Köninger, a.a.O. [Anm. 2], Abb. 5/3, 18.
40 L. Fasani, a.a.O.[Anm.2].
41 D. Berciu, Arheologia preistorică, S. 126.
42 G. Bándi, a.a.O.[Anm.2]., S. 251.
43 O. Cornaggia-Castiglioni, Natura. Rivista di Scienze Naturali 67, 1976, 3-4, S. 135-170.
44 J. Fogel, J. J. Langer, FolPraePosnan 9, 1999, S. 112-113.
45 R. Rašajski, a.a.O.[Anm.2]., S. 20.
46 G. Trnka, în A Lippert, K. Spindler (Hrsg.), Festschrift, S. 620.
47 Ich beziehe mich auf eine Perle aus einem Grab von Ostrovu Mare, über die keine weitere Angaben in der Fachliteratur ermittelt werden konnten; E. Comşa, in C. Preda (Hrsg.), Enciclopedia arheologiei şi istoriei vechi a României I, Bucureşti, 1994, S. 61.
48 M. Nica, Thraco-Dacica 8, 1987, 1-2, Abb. 16/2.
49 G. Crăciunescu, Drobeta 4, 1980, Abb. 14/1-3.
50 G. Trnka, in A Lippert, K. Spindler (Hrsg.), Festschrift, S. 620.
51 G. Bándi, a.a.O. [Anm. 2], S. 248.
52 J. Vladár, SlovArch 21, 1973, 2, S. 321-323; T. Bader, in Orientalisch-ägäische Einflüsse in der europäischen Bronzezeit, RGZM, Bonn, 1990, S. 189; G. Bándi, a.a.O., S. 245-247.
53 K. Köninger, a.a.O. [Anm. 2], S. 457-459.